Die Sache mit der Angst

Sandra/ Mai 5, 2021/ Allgemein

Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.
Dietrich Bonnhoeffer

Egal wem wir bisher von unseren Plänen berichtet haben, die häufigste Reaktion war: „Das würde ich mich aber nicht trauen.“ gefolgt von Bewunderung und dem Geständnis, dass man das auch gern tun würde.
Auch wir waren genau an diesem Punkt, als wir darüber nachgedacht haben, auf Reisen zu gehen. Aber wovor haben wir überhaupt solche Angst?

Die größte Angst ist wohl die, keine Sicherheit mehr zu haben. Wir wohnen in einem großen Haus, wir haben einen schönen Garten, wir müssen uns keine großen finanziellen Sorgen machen. Warum also das Alles aufgeben für eine Reise ins Unbekannte? Und da wären wir bei der zweiten großen Angst, die Angst vor dem Ungewissen, vor dem Unplanbaren.

Ich glaube, diese Ängste sind uns zum Teil anerzogen. Von frühester Kindheit an lernen wir, wofür es sich lohnt zu leben: ein tolles Haus, ein schickes Auto, einen sicheren Job. Wir streben immer nach „mehr“. Mehr Platz, mehr Geld, mehr Urlaub. Haben wir ein Ziel erreicht, suchen wir uns das nächste. Und immer wieder merken wir, dass uns dieses „mehr“ einfach nicht befriedigt.

Werfen wir einen Blick in die Menschheitsgeschichte. Den Homo sapiens gibt es seit etwa 300.000 Jahren. Den größten Teil dieser Zeit waren wir als Nomaden unterwegs, als Jäger und Sammler. Also müsste es doch für uns völlig normal sein zu reisen? Werfen wir einen Blick in die Wissenschaft, sehen wir aber, dass der Mensch als unsicheres Wesen beschrieben wird, das das Risiko scheut. Sicherheit wird sogar als ein Grundbedürfnis aufgeführt. Also kein Wunder, dass wir Angst haben.

Und ja, auch uns geht, umgangssprachlich gesagt, der Arsch auf Grundeis, wenn wir an unsere Reise denken. Was ist, wenn der Bus kaputt geht? Was ist, wenn jemand krank wird? Was ist, wenn uns trotz guter Vorbereitung das Geld ausgeht? Aber kann uns nicht zu Hause genauso viel passieren? Das Haus kann abbrennen, wir können auf dem Weg zur Arbeit überfahren werden, wir können einen Autounfall haben usw. Ich glaube, die Ängste sind genauso da. Sie gehören nur zu unserem Alltag und wir haben gelernt damit zu leben, uns an sie gewöhnt. Wir versuchen diese Ängste durch möglichst viel Sicherheit zu minimieren, sie sind aber genauso da, wenn auch etwas verborgener, weniger präsent.

Wir können jetzt also weiter nach noch mehr Sicherheit streben, die uns aber auch nicht zufriedener machen wird, oder wir wagen es einfach, stellen uns den neuen Ängsten und werden hoffentlich mit ganz vielen neuen Eindrücken und Abenteuern beschenkt. Von anderen reisenden Familien haben wir uns sagen lassen, dass es sich lohnt. Wir haben noch niemanden getroffen, der diesen Schritt bereut hat. Manchmal muss man einfach die Angst durch Mut ersetzten und es einfach tun.